Am Donnerstag, den 8. Mai 2025, versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit den Straubinger Sozialdemokraten und den Jungsozialistinnen und Jungsozialisten am Waldfriedhof, um der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren zu gedenken. Im Rahmen der traditionellen Gedenkfeier der SPD standen das ehrende Erinnern an die Opfer des NS-Regimes, das Mahnen gegen das Vergessen und der politische Auftrag für Gegenwart und Zukunft im Mittelpunkt.
Marvin Kliem, stellvertretender Vorsitzender der NiederbayernSPD, eröffnete die Veranstaltung mit klaren Worten: „Der 8. Mai ist ein Tag der Befreiung – von einem menschenverachtenden Regime, das unermessliches Leid über Millionen brachte. Er ist aber auch Mahnung, dass Freiheit und Demokratie niemals selbstverständlich sind.“ Kliem erinnerte daran, dass die Sozialdemokratie stets zu den ersten Gegnern des Nationalsozialismus gehörte und viele Genossinnen und Genossen ihr Leben im Widerstand ließen. Besonders warnte er vor dem heutigen Erstarken rechtsextremer Kräfte und zog Parallelen zur Zeit der Weimarer Republik: „Rechtsextreme lassen sich nicht entzaubern. Das hat 1933 nicht funktioniert, das wird auch heute nicht funktionieren. Der Schutz unserer Demokratie ist kein abstrakter Auftrag – er ist tägliche Verpflichtung, auch hier in Straubing.“
Altbürgermeister Hans Lohmeier sprach in seiner Gedenkrede bewegend über den historischen Wendepunkt des 8. Mai 1945. Er erinnerte an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.“ Diese Einsicht sei auch 40 Jahre nach Weizsäckers Rede nicht für alle selbstverständlich. Lohmeier verwies auf die Gräberfelder am Waldfriedhof und nannte exemplarisch Opfer des Nationalsozialismus: darunter Adolf von Harnier, Kopf des katholischen Münchner Widerstandskreises, der 1944 verurteilt und 1945 in Straubing an Hungertyphus starb, sowie Eduard Henselmann, evangelischer Pfarrhelfer aus Breslau, der mit fünf seiner Kinder bei einem Bombenangriff ums Leben kam.
Lohmeier gedachte auch zweier Straubinger Sozialdemokraten: Josef Joringer, der nach dem Verbot der SPD 1933 mutig Schriften des Widerstands verbreitete, dafür jahrelang inhaftiert wurde und 1943 in Russland fiel, sowie Hans Brandl, der 1939 die Einberufung verweigerte, in mehreren KZs interniert und schließlich zwangsweise in die SS-Brigade Dirlewanger gepresst wurde – von wo er nicht mehr zurückkehrte. „Diese Menschen erinnern uns: Das NS-Regime war nicht nur ein Angriff auf andere Völker – es war ein Krieg gegen die Menschlichkeit, auch im eigenen Land“, so Lohmeier.
Mit Blick auf die Gegenwart warnte Lohmeier eindringlich vor neuen autoritären Versuchungen: „Unsere Demokratie ist wieder in Gefahr. Rechtspopulisten verbreiten ihre Lügen, während das Interesse an demokratischen Werten abnimmt. Die sogenannte Brandmauer bröckelt.“ Die SPD, so Lohmeier, müsse wieder der „Fels in der Brandung“ sein, um unsere freiheitliche Ordnung zu verteidigen.
Lisa Schardt, Vorsitzende der Jusos, betonte in ihrer Ansprache die besondere Verantwortung der jungen Generation: „Erinnerung ist keine Frage des Alters. Es ist unsere Pflicht, das Erbe der Vergangenheit mit Haltung zu leben.“
Peter Stranninger, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Straubing, würdigte abschließend das Engagement der jungen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten: „Sie bringen sich mit Kraft, Überzeugung und Haltung ein – und setzen damit ein klares Zeichen gegen Hass und Vergessen.“
Die Gedenkfeier endete in stillem Innehalten – im Bewusstsein, dass Erinnerung kein Selbstzweck ist, sondern Auftrag bleibt: Für Demokratie. Für Frieden. Für ein Nie wieder, das nicht nur gesagt, sondern gelebt wird.